Tierarztpraxis
Dr. Fenske

25. Juli 2020

Vogelberingung Verletzungsrisiko

In den letzten Wochen wurden uns in der Praxis einige Vögel mit eingewachsenem Ring vorgestellt. In einem Fall konnte der Fuß nur noch amputiert werden. Aus diesem Grund nun der heutige Blog zum Vogelberingung Verletzungsrisiko.

Wozu werden Vögel beringt

Die Beringung von Wildvögeln ist ein gängiges Mittel zur Kennzeichnung.
Im Rahmen von Forschung, Zuchtprogrammen und Arterhaltung können Vögel somit eindeutig identifiziert werden.

In der Vogelhaltung dient die Beringung ebenfalls der Kennzeichnung.
Zum Einen zum Artenschutz. Geschützte Arten, wie die meisten Papageien, müssen eindeutig gekennzeichnet sein und benötigen eine Citesbescheinigung von Amt für Artenschutz. Damit soll verhindert werden, dass Vögel illegal importiert und gehandelt werden.

Alternativ zum Ring können Vögel auch gechippt werden. Hierbei wird ein Transponder in Form eines Mikrochips in die Brustmuskulatur „gespritzt“. In der Regel wird dies sehr gut von den Vögeln toleriert. Eine Ausnahmen bilden manchmal Kakadus, die gerne die Stelle der Implantation bebeißen.

Zum Anderen war es Pflicht, alle Psittaziden (Papageienartigen) – wozu auch Wellensittiche gehören- zu beringen, damit im Rahmen des Seuchenschutzes die Herkunft nachvollzogen werden konnte.
Papageienartige können an Chlamydia psittaci erkranken, dem Erreger der Papageienkrankheit (Psittakose). Sie verursacht auch beim Menschen grippeähnliche Symptome bis hin zu schweren Lungenentzündungen. Die Erkrankung war bis 2012 anzeigepflichtig. Das Vorgehen bei nachgewiesener Psittakose wurde in der Psittakoseverordnung geregelt.
Seit 2012 ist die Erkrankung nur noch meldepflichtig, und die Beringung für nicht artgeschützte Papageien ist nicht mehr notwendig.

vogelberingung-verletzungsrisiko-wellensittich
Wellensittich mit zu engem Ring

Vogelberingung Verletzungsrisiko

Es gibt zwei unterschiedliche Ringarten, geschlossenen und offene Ringe.
Geschlossene Ringe werden den Nestlingen über den noch kleinen Fuß gestreift. Wenn der Vogel wächst, sitzt der Ring im Optimalzustand locker am Ständer, er kann jedoch nicht mehr über den Fuß rutschen. Diese Ringe zur Kennzeichnung bestehen aus Alumnium oder Celluloid, tragen eine Nummern-Zahlen-Kombination und sind fälschungssicher.

Offene Ringe werden mit einer speziellen Zange um den Ständer zusammengedrückt und bestehen aus Aluminium. Sie können leicht ausgetauscht werden und sind somit zur fälschungssicheren Kennzeichnung ungeeignet – also praktisch unsinnig.
Allerdings Bergen sie ein erhebliches Verletzungsrisiko!

Meist stehen die beiden Ringenden nicht direkt voreinander, so dass eine Lücke entsteht. Der Vogel bleibt daran hängen. Viele spielen permanent an dem Störenfried Ring herum. Manchmal sitzen sie zu locker und schieben sich über das „Sprunggelenk“.
Kurzum: Offene Ringe schaden mehr, als dass sie irgendeinen Nutzen haben!

Kanarienvogel Verletzung durch Ring
Kanarienvogel Verletzung durch Ring

Ringe entfernen

Wir raten jedem Vogelbesitzer, offene Ringe zu entfernen.
Dies geht mit einer speziellen Zange und dauert wenige Sekunden.

Die Entfernung eines geschlossenen Ringes ist hingegen aufwendiger. Unter Inhalationsnarkose wird der Ring vorsichtig aufgefräst und aufgebogen.
Geschlossene Ringe entfernen wir nur bei Beschwerden. Normalerweise ist bei ihnen das Verletzungsrisiko aber deutlich geringer, als bei offenen Ringen.

Schwieriger gestaltet sich die Entfernung, wenn der Ring bereits eingewachsen ist. Bei einem Befall mit Knemidokoptesmilben bilden sich dicke Borken an der Wachshaut und auch an den Ständern und Füßen. So schnürt der Ring ein und verhindert die weitere Durchblutung des Fußes. Der Fuß schmerzt stark und stirbt ab. Nicht selten kommt in diesen Fällen unter dem Ring der blanke Knochen zum Vorschein. Eingewachsene Ringe entfernen wir operativ unter Inhalationsnarkose.

Soweit muss es nicht kommen, bitte achtet auf die Ringe eurer Vögel. Offene Ringe am besten direkt bei einem vogelkundigen Tierarzt entfernen lassen.

Ihr Vogel dankt es ihnen!

Beitrag teilen

Facebook
Twitter
Pinterest
LinkedIn