Tierarztpraxis
Dr. Fenske

26. September 2019

Geriatriecheck: So viel Prophylaxe ist sinnvoll

Impfungen sind ein wichtiger und sinnvoller Bestandteil der Krankheitsprophylaxe für ältere Tiere. Auf Basis der regelmäßig aktualisierten Empfehlungen der Ständigen Impfkommission für Veterinärmedizin (StIKoVet) sowie der Empfehlungen der Hersteller von Impfstoffen, haben wir ein Impfschema erstellt, das in unserer Praxis eingehalten wird. Wir folgen damit unserer Maßgabe „So viel Impfen wie nötig, aber so wenig wie möglich“.

Nach dem jahrelang für Hund und Katze eine grundsätzlich jährliche Impfung gegen diverse Krankheiten erforderlich schien, konnte mittlerweile wissenschaftlich belegt werden, dass eine differenziertere Impfpraxis sinnvoll ist. Entsprechend muss nicht(!) gegen Alles jährlich wiederholt werden.

Schöner schwarzer Labrador Portrait

Geriatriecheck für Hunde

Beim Hund bleibt die Notwendigkeit der jährlichen Impfvorstellung durch die unbedingt im zwölfmonatigen Abstand zu boosternde, also zu wiederholende Leptospiroseimpfung. Zudem wird eine Allgemeinuntersuchung des Hundes durchgeführt. Das Gewicht und der gesamte Habitus wird kontrolliert, Herz und Lunge auskultiert (abgehört), Schleimhäute und Zustand der Zähne begutachtet.

Gerne nutzen die Tierbesitzer an diesem Termin die Gelegenheit, über das eine oder andere Wehwehchen, oder die eine oder andere Beobachtung oder Erfahrung zu berichten.
Anders gesagt: Wir sehen unsere Patienten regelmäßig, auch wenn es (noch) nicht brennt.

Geriatriecheck alte gemütliche Katze

Geriatriecheck für Katzen

Bei Freigängerkatzen, die bis zu einem Alter von acht Jahren regelmäßig jährlich zur Leukose-Impfung erscheinen, haben wir damit die Gelegenheit, alle zwölf Monate einen Blick auf die Tiere zu werfen. Dadurch können wir frühzeitig eingreifen, wenn es Hinweise auf die Entwicklung einer Krankheit gibt.

Info: Seit Frühjahr 2017 sind jährlich erfolgende Wiederholungsimpfungen für Katzen nicht mehr notwendig. Demzufolge werden Veränderungen oder schleichende Entwicklungen in der Katzengesundheit oft nicht oder erst spät bemerkt. Zwei oder drei Jahre zwischen den Vorstellungen in einer Tierarztpraxis sind bei älteren Katzen ein gewaltiger Zeitraum.

 

Warum Untersuchungen in kürzeren Abständen sinnvoll sind

FORL

Bei FORL (Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen), wird die Zahnsubstanz aufgrund von Kalziumresorptionsstörungen insbesondere im Bereich der Zahnwurzel durch körpereigene Zellen, sogenannte Odontoklasten, eingeschmolzen. Es wird mittlerweile davon ausgegangen, dass 20-30 % aller Katzen betroffen sind. Bei Katzen über fünf Jahre sogar jede zweite Katze.

Info: Hierbei handelt es sich um eine hoch schmerzhafte Erkrankung, die die Katze stumm erträgt.

Erste Symptome bestehen teilweise nur in einer leichten Rötung des Zahnsaums. Auch Zahnstein ist nicht immer vorhanden. Mehr dazu: FORL – das Damoklesschwert über der Katze

Nieren und Schilddrüsen

Ein regelmäßiger Geriatriecheck – inklusive Blutuntersuchung – enthält die gerade für ältere Katzen relevanten Parameter wie SDMA (als Frühmessgröße für die Nierenfunktion) oder T4 (Schilddrüsenüberfunktion). In Kombination mit einer Urinuntersuchung sowie einer Röntgenübersicht von Brust- und Bauchraum, bei der Herzgröße und innere Organe beurteilt werden, enstehen wichtige Informationen zur tatsächlichen Beurteilung des Gesundheitszustandes.

Zur Abklärung gehört auch in jedem Fall eine Blutdruckmessung.

Hormonelle Erkrankung

Die feline Hyperthyreose stellt die häufigste hormonelle Erkrankung (Endokrinopathie) der Katze ab einem Alter von zehn Jahren dar. Die chronische Nierenerkrankung (CNE, früher CNI) gehört zu den häufigsten Todesursachen bei älteren Katzen. Eine klinische Symptomatik tritt aber erst auf, wenn mindestens Zweidrittel des Nierengewebes zerstört ist. Frühzeit erkannt und unter geeigneter Medikation und Fütterung sind beides Beispiele für Krankheiten, deren progressiver Verlauf verlangsamt werden kann. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir regelmäßige, ggf. sogar weiterhin jährliche Vorstellungen in der Praxis.

Katze Nahaufahme Gesicht

Impfschema Katze

Auf Grundlage der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin am Friedrich-Loeffler-Institut (StIKo Vet – Stand März 2017), empfehlen wir für alle Katzen eine Impfung gegen Katzenseuche (Panleukopenie, im Folgenden P) sowie Katzenschnupfen (Rhinitis contagiosa, im Folgenden RC) bzw. für Freigänger* zusätzlich Tollwut und Leukose folgendermaßen:

Grundimmunisierung

Als Grundimmunisierungen von Welpen gelten alle Impfungen in den ersten beiden Lebensjahren.
Ab einem Alter von und je nach Impfstoffhersteller**
8 Lebenswochen: RCP, Leukose*
12 Lebenswochen: RCP, Leukose*
Zwischen der 8. Und 12. Lebenswoche: Tollwut*
(**16 Lebenswochen: RCP)
15 Lebensmonaten: RCP, Leukose*, Tollwut*

Wiederholungsimpfungen

Wiederholungsimpfungen sind Impfungen, die nach abgeschlossener Grundimmunisierung erfolgen.

  • Tollwut: In Deutschland gelten seit Änderung der Tollwutverordnung vom 20.12.2005 die in den Gebrauchsinformationen der Impfstoffe genannten Intervalle von zwei bis drei Jahren.
  • RCP: Für die Katzenschnupfen-Komponente (RC) werden je nach Hersteller Wiederholungsimpfungen im Abstand von 1 bis 3 Jahren empfohlen. Für die Katzenseuche-Komponente (P) sind Wiederholungsimpfungen im Abstand von 3 Jahren ausreichend.
  • Leukose: Die Leukose-Impfung muss im pünktlich zwölfmonatigen Abstand „geboostert“ (wiederholt) werden. Erfolgt dies nicht, wird eine Grundimmunisierung durchgeführt – das Erinnerungsvermögen des Immunsystems ist nicht für alle Komponenten der Impfung gleich, so erklären sich auch die unterschiedlichen Abstände der Impfung.

Tipp: Vor der Leukose-Impfung ein Blut-Schnelltest machen, um sicherzugehen, dass im Vorwege keine Infektion stattgefunden hat. Hierzu genügt nur ein Tröpfchen Blut beispielsweise aus der Ohrvene.

Impfempfehlungen auch unter: https://www.tieraerzteverband.de

 

 

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