Tierarztpraxis
Dr. Fenske

2. August 2018

Harngries – wenn es beim Pinkeln knirscht

Wenn das Kaninchen Anzeichen von Schmerzen im Bauchraum, Schwierigkeiten beim Harnabsatz und blutigen Urin zeigt, können Blasensteine oder Harngries hierfür verantwortlich sein. Bei einigen Tieren ist das Hinterteil mit Urin verklebt.

Was ist Harngries

Der sandige Harngries (sludge) oder die bis zu walnussgroßen Harnsteine – mit teilweise stacheliger Oberfläche – verlegen oder verletzen Harnröhre und Blasenschleimhaut mit schwerwiegenden Folgen.

Kleintiere wie Hunden und Katzen resorbieren mit der Nahrung aufgenommenes Kalzium bedarfsorientiert über den Darm. Das heißt, was das Tier nicht braucht, wird im Kot wieder ausgeschieden. Anders bei Kaninchen und Meerschweinchen. Sie nehmen praktisch das gesamte im Futter enthaltene Kalzium über die Darmwand auf.

Das überschüssige Kalzium wird über die Nieren ausgeschieden. Im basischen Urin der Pflanzenfresser verbindet sich das Kalzium mit einem passenden Partner und fällt als Salzkristall aus. Die Steinchen setzten sich aus Kalziumcarbonat- oder Kalziumoxalatverbindungen zusammen. Es ist normal, dass der Urin nicht klar ist.

Kommen jedoch ungünstige Faktoren wie zu hohe Kalziumaufnahme, genetische Veranlagung, Bewegungsmangel, unzureichende Trinkmengen oder eine Infektion hinzu, können die Salze nicht mehr in ausreichender Menge ausgeschieden werden. Es bilden sich immer größere Kristalle bis hin zu Steinen. In diesem Zustand muss das Tier zum Tierarzt.

Was tun bei Harngries – Aufpassen bei der Fütterung

Aus diesen Gründen ist eine kalziumarme Ernährung Ihres Kaninchens oder Meerschweinchens ratsam.

In der folgenden Tabelle Kalziumgehalt-Futter sind verschiedene Futterquellen mit ihrem Calciumgehalt dargestellt:

Harngries Ca Gehalt Tabelle
Quelle: Anja Ewringmann

Bei verklebtem Hinterteil sollten die Tiere gerade in den Sommermonaten mehrmals täglich gesäubert werden, damit keine Myiasis entsteht.

 

Was macht der/die Tierarzt/Tierärztin in der Tierarztpraxis

Wir bei Tierarzt Bergedorf fühlen als erstes, ob die Blase stark gefüllt ist. Bei Harngries fühlt sie sich manchmal an wie ein kleines Sandbällchen. Bei gr0ßen Steinen ist ein harter Ball am hinteren Bauchende zu fühlen.

Deutlicher wird es mit einem Röntgenbild. Da Kalziumkristalle röntgendicht sind, stellen sei sich ähnlich weiß dar wie Knochen. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung können Steine und Gries definitiv auseinander gehalten werden.

Harngries Roentgenbild

Wenn es sich nur um Sludge handelt, wird die Blase gespült. Da weder ein Kaninchen noch ein Meerschweinchen oder andere Kleintiere so nett sind und den Rat beherzigen werden doch möglichst viel zu trinken, wird ihnen stattdessen Flüssigkeit in Kombination mit einem harntreibenden Mittel unter die Haut gespritzt.

In hartnäckigeren Fällen müssen die Tiere sediert werden, um den Gries vorsichtig aus der Blase zu massieren. Unter Umständen muss auch ein Katheter geschoben werden.

Bei Harnsteinen, die zu groß sind, um durch die Harnröhre zu passen, bedarf es Operationen. Die Blase wird chirurgisch eröffnet. Bei Harnverlegungen, wenn die Tiere keinen Urin mehr absetzen können, handelt es sich um einen unaufschiebbaren Notfall, der unter Umstäden im Notdienst behandelt werden muss.

Diese Operation haben meine Kollegin Tierärztin Dr.med.vet Grünwald und ich selbst viele Male durchgeführt. Kleintier, Hund oder Katze sind dazu gut bei uns aufgehoben.

Generell besteht ein hohes Risiko, dass der Gries oder die Steine wiederkehren. Prophylaktisch können pflanzliche oder homöopathische Medikamente eingesetzt werden. Das wichtigste ist allerdings die kalziumarme Ernährung.

Kann dies auch bei einem Vogel vorkommen?

Nein, weil Vögel keine Harnblase besitzen. Allerdings gibt es bei Vögeln einen Harnsäurestau.

Beitrag teilen

Facebook
Twitter
Pinterest
LinkedIn